Dido und Aeneas ist eine der ältesten Liebesgeschichten in der Oper und hat mit „When I am laid in earth“, wahrscheinlich das schönste Lamento in der Musikgeschichte. In einer knappen Stunde katapultiert Purcell Zuschauer und Sänger durch alle Gefühlswelten. Das Glück vergeht so schnell wie es gekommen ist und was bleibt sind die Klagefrauen, die Didos Tod beweinen, als Aeneas sie trotz Schwur verlässt, um anderen Aufgaben nachzugehen. Er soll Rom gründen.
Die Gruppe Opéra Côté Choeur hat sich dieses wunderbare Werk nun vorgenommen und am 11. und 12. Januar im 11. Arrondissement in Paris eine minimale Version aufgeführt mit drei überzeugenden Solisten. Claire-Elie Tenet ist eine berührende Dido. Strahlend, glücklich, stirbt sie am Ende genauso so überzeugend-schön wie sie am Anfang unsicher zögert und in der Mitte der Kurzoper ihr Glück auf alle überträgt. Morgane Kypriotti hat mit ihrem frischen und sicheren Sopran eine eindrucksvolle Belinda gesungen und Sébastien Obrecht einen Aeneas, der nicht nur optisch ein Traumpartner für Dido war. Die weiteren Solorollen wurden von Mitgliedern des Vox Opera Chores übernommen. Antoine Terny dirigiert das Trio (Klavier, Geige und Cello).
Der Regisseurs Bernard Jourdain hat sich zusammen mit der Choreografie von Delphine Huchet vor allem auf den Chor konzentriert. Dieser hat die Geschichte mit Texten aus Virgils Eneida erklärt, sich gefreut, war überschwänglich und hat getrauert. Ganz im Sinne von griechischen Klageweibern, waren sie allesamt schwarz gewandet. Nur Dido und Aenas zeigten sich in positiv-unschuldigem Weiß. Die Requisiten bestanden aus gelben Stühle und Seidensegel, die abwechseln Hochzeitskleid, Picknickausstattung und Segelschiff darstellten. Mehr braucht dieses Werk auch nicht. Delphine Huchet hat aus dieser Minimalausstattung wirklich unglaublich viel herausgeholt.
Man sagt, dass die erste Aufführung der Oper in einem Mädchenpensionat in Chelsea stattgefunden haben soll, um 1689. Bewiesen ist dies aber nicht und es gibt Stimmen, die vermuten, dass die Oper bereits Jahre früher am englischen Hof zur Aufführung kam. Der Librettist Nahum Tate hat sich den Stoff aus Vergils Aeneis geholt. Für die damalige Zeit sehr modern mit eigenständigen Arien und einer wichtigen Rolle für den Chor.
Zur Geschichte: Aeneas flüchtet aus Troja und kommt nach Karthago, wo ihn die verwitwete Königin Dido aufnimmt und sich in ihn verliebt. Sie offenbart sich ihrer Freundin/Vertrauten Belinda an und leidet unter dem Schwur, sich nicht wieder zu verheiraten. Aeneas erwidert ihre Gefühle und fleht sie an, ihn zu heiraten. Dido gibt sehr schnell ihr Einverständnis dazu. Hier haben die beiden aber die Rechnung ohne die Zauberin mit ihren Zauberlehrlingen gemacht, denn diese wollen eine Vereinigung verhindern und hecken einen Plan aus, wie sie Dido und Karthago vernichten. Es erscheint ein Geist in der Gestalt von Merkur , der Aeneas an seine Pflichten erinnert, doch endlich nach Italien zu fahren und Rom zu gründen. Die Flotte ist schon bereit. Dido fühlt sich verraten von Aeneas und nimmt sich – das schönste Lamento singend und darnieder sinkend – das Leben. Zwischendurch gibt es wunderbare glückliche Szenen und Arien bei einem Picknick mit Gewitter und herrliche Hexenarien.
Christa Blenk
13.01.2020
Die Fotos (Rom, Venedig bei Acqua Alta, Strandsegeln in NDDM) im Artikel haben mit der Aufführung nichts zu tun)