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(D) Hans Werner Henze

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(D) Hans Werner Henze P1030591-150x112

Ruhr 2010

 

Orpheus – Sonntag, 30 Mai um 18.00 Uhr Opernhaus Dortmund

Extra aus Paris bin ich angereist, um diese Aufführung zu sehen. Und: « Es hat sich gelohnt ».

Christiane Mielitz hat mit relativ wenig Elementen eine Inszenierung geboten, die ich mir für Paris nur wünschen würde. Jac van Steen der dirigierte und ein umwerfender James Oxley begann mit Hans Werner Henzes « Kammermusik 1958″.  « In lieblicher Bläue » von Friedrich Hölderlin. In Kammermusik 1958 verarbeitete Hans Werner Henze Eindrück einer Griechenlandreise.  « Wolken hölderlinischen Lichts, Zikadenchöre ».  Hier kam Angela Bic ins Spiel, über die wir gleich am Anfang sehr erschrocken sind, zumal sie – nach der Übergabe der Blumen an den Sänger – auf der Bühne zusammenbrach und dann plötzlich Glucks Eurydike war, die gerade verstarb. Der dritte Teil des Konzertes war dann wieder Maestro Henze gewidmet und seinen Nachstücken und Arien nach Gedichten von Ingeborg Bachmann für Sopran und grosses Orchester. Ich habe mir nur gewünscht, nicht abreisen zu müssen, um das ganze noch mindestens 2 mal sehen zu können. Leider war die Oper bei der Premiere nicht sehr voll, ich weiss aber nicht, wie die folgenden Vorstellungen besucht waren.

Wie kam das Programm zustande? Habe ich mich befragt – ich konnte keinen Zusammenhang herstellen – vor der Aufführun. Irgendwie erschien es weit hergeholt. War es aber dann gar nicht.  Es geht bwz. ging um Trauer und um den Umgang mit ihm.

Schade für alle die dieses Erlebnis verpasst haben.

——————————

 

Phädra in Berlin

„Ich Unglücksfrau, was hab ich getan!

Aus der ruhigen Bahn wohin mich verirrt!

Vom Gott geblendet, gestürzt, verwirrt!

Weh mir unseligster Frau!

Euripides in seinem Drama „Hippolitos“

 

Prolog: Mit nassen Füssen und total durchgefroren kam ich an der Staatsoper an (ich denke es gab heute 8 Grad). Alle Museen geschlossen bis auf eine Ausstellung in einem Autohaus unter den Linden wo es Picasso, Dalì (den ich überhaupt nicht mag, aber es war eine Serie von Ovid „Die Kunst der Liebe“ die ich gar nicht kannte und nicht mal uninteressant) und Chagall gab.

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Zeichnung Emanuel Borja

Henzes Opern – wie fast alle Opern – handeln fast immer von Liebe und erst recht wenn es auch noch um Mythologie geht. Unerreichte und unerfüllte natürlich – wie fast immer – und deshalb unvergänglich und weiterhin Stoff bietend.

Ich sollte mit der Inszenierung anfangen, eine fast geniale Raum-Licht-Installation von Olafur Eliasson (ich habe ihn vor zwei Jahren auf der Biennale in Venedig  kennen gelernt und war damals schon beeindruckt – da bestand sein Werk aus einem riesigen Raum, dunkel, und man kam rein und hatte das Gefühl ins Leere zu treten, zu fallen, Sekunden hat das gedauert).

 Ganz schwierig zu beschreiben:

 Das Orchester d.h. das Ensemble Modern (bestehend aus 23 Instrumentalsolisten mit nur vier Streichern, zwei Perkussionisten, Klavier und – das wichtigste – 15 Bläser, Schüttelelemente und Kirchenglocken und jede Art von Lärm) wunderbar geleitet von Michael Boder war im hinteren Teil der Staatsoper aufgebaut (jemand hat gesagt, dass das vielleicht dem Klang ein wenig geschadet haben könnte, habe ich aber nicht so empfunden). Mit einem Steg im Mittelgang (so wie bei einer Modenschau) war die Musik mit der Bühne verbunden. Aus dem Labyrinth hören wir Hippolyt (eigentlich der Ort des Minotauros, der von Theseus, dem König von Athen, getötet wurde.) Wie der Sohn von Theseus da hinein kam, ist auch nicht so ganz klar, aber das ist eben Mythologie.

Zuerst herrscht Dunkelheit und man hört Hippolyts Stimme aus dem hinteren Bereich und eine Lichtinstallation (fast wie Saturn aussehend irgendwie galaktisch) gleitet über die Zuschauer hinweg durch die Oper und streift uns, d.h. das Licht nimmt immer gerade die Form an, worüber es hinwegzieht (ich weiß das ist sehr abstrakt aber ich vertraue in Eure Vorstellungsgabe, es war jedenfalls sehr schön). Das war schon mal wunderbar. Ich sitze Mitte links 2. Rang am Gang. Dann wird es hell und plötzlich sieht man das Orchester (das man ja eigentlich nicht sieht weil sie ja unter mir sitzen) durch einen großen Spiegel reflektiert auf der Bühne und dann geht er (und später auch die Frauen die ihn beide wollen) auf dem Steg nach vorne und es kommt für alle der Moment wo wir ihn auf der Bühne und im Spiegel sehen. Realität oder Fiktion, das wird sich dann ständig wiederholen. Durch die Größe des Spiegels  entsteht ein Zittern – fast malerisch – das uns an die alten Spiegel in Schlössern erinnert. Konzerte mit und von Friedrich II wurden so dargestellt – kannst Du es Dir vorstellen.?? Warme Farben und ein Flackern, das nur durch Kerzenbeleuchtung entstehen kann. Traumhaft! Dann verschwand der Spiegel und es kam eine weisse Kälte auf. Vorbereitung von und Tod! Phaedra und Aphrodite – beide hinter Hippolyt her wie der Teufel – dieser ist aber ein Naturbursche und interessiert sich nur für die Jagd und höchstens noch für Artemis (die wird von einem Mann gesungen in Männerkleidern!! sehr interessant und sehr Henze), die Konkurenntinnen sind zuerst in schwarz und im zweiten Akt in weiss gewandet – aber identisch, fast wie Zwillinge – hat er gut ausgesucht. Keiner erklärt uns aber, warum sich H. der Liebe verschliesst! Nicht mal Euripides. Die Racine-Version habe ich nicht gelesen. Der erste Akt endet mit dem Tod von Hippolyt, Phädra erhängt sich und der Minotaurus tanzt –  Dramatisch die Musik.

(Über die Geschichte von Phädra brauche ich nicht zu reden, die kennen wir ja).

 Zweiter Akt: Wir sind in Nemi, in der Nähe von Henzes Haus. Dort ist auch ein Tempel der Artemis. Diese Gegend ist noch älter als Rom und auf dem früheren Tummelplatz der Götter ist jetzt die Einflugschneise zum Ciampino-Flughafen.

 Ein riesiges Prisma aus Spiegeln – Hippolyt liegt in der Mitte und die Reparaturversuche von Artemis, ihn wieder zum Leben zurück zu bringen, zeigt man uns in Körperfragmenten die sich – wieder durch Licht und durch das Prisma halt – langsam vervollständigen. Einmal fertig und gut gelungen – findet Artemis, kommt er in einen Käfig, was ihm aber nicht gefällt, er ist enttäuscht von ihr. Jetzt heisst er Virbius und hat eine echte Identitätskrise. Phaedra ist mittlerweile ein Vogel-Geschöpf und flattert um den Käfig aber Hippolyt will sie immer noch verscheuchen. Sie kann es nicht lassen. Und dann geht es drunter und drüber, auch musikmässig.

 

Aber ich geniesse es und die Zeit verfliegt, jeder Akt dauert ca. 45 Min. aber es ist mir viel zu kurz. Phaedras Charakter (Königin) hat Henze die Blechbläser zugeordnet und der Naturbursche macht in Holz und Saxo. Die Sänger finde ich alle ziemlich gut (Marian Riccarda Wesseling- Phaedra und Marlis Petersen, Aphrodite).

 Henzes Musik ist großartig und voller Kraft, gar nicht wie das Spätwerk eines alten Mannes. Immer wieder ist sie sehr positiv oder aggressiv und fast fröhlich. Ich denke er hat sich mit Hippolyt identifiziert, die Ähnlichkeit  (Axel Köhler – kenne ich nicht, aber gut)  mit Henze als er noch jünger war ist frappierend. Ich bin fast erschrocken, allerdings bin ich kurzsichtig!. Jetzt ist er breiter und gesetzter, aber auf Fotos mit der Bachmann sah er ihm wirklich sehr ähnlich.

 Henze hat Phädra nach langer schwerer Krankheit zu Ende komponiert – das spürt man vor allem in der Szene wo Hipolyth von Artemis „repariert“ wird.

Das Publikum hat sehr lange applaudiert – voll war es nicht ganz. Ich war unheimlich froh, diese Reise aus Rom angetreten zu haben – nur um das zu hören. Bravo Maestro!

 

Anmerkung: Ich habe Maestro Henze 2005 in Rom kennen gelernt und bin seitdem tief beeindruckt von seiner Kraft und seiner Musik. Zweimal hatte ich die Ehre und das Vergnügen beim ihm in Marino zu Mittag zu essen. Und bei meinem Abschiedessen in Rom war er Ehrengast! Danke MS!


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